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Interview mit Tina

23.10.2014

Vor ein paar Wochen bekam ich die Gelegenheit, Tina ein paar Fragen für mein privates Blog zu stellen, die sie mir dankenswerterweise auch sehr ausführlich beantwortet hat. Aber zum Start dieser Fan-Page passen die hier ja auch ganz gut hin …

Erstmal noch alles Gute zu Eurer Hochzeit!
Danke! :)

Meine erste Frage: Wenn man so auf Deine Karriere zurückschaut, dann hast Du in der letzten Zeit eine ganze Menge geändert: Vom rastlosen Reisen durch die ganze Welt hin zu einem Leben mit Haus, Ehemann und zwei Kindern in Island. Vermisst Du die alten Zeiten? Oder Teile davon?

Ich war noch nie jemand, der viel zurück blickt und so denke ich da gar nicht so viel drüber nach. Aber wenn ich an Orte von früher zurück komme – Notting Hill in London zum Beispiel, wo ich fünf der intensivsten Jahre meiner Karriere gelebt habe – dann kann ich all die Träume und Gedanken von damals wieder fühlen. Oder wenn ich durch New York laufe, dann kann ich wieder spüren, wie aufregend das damals war.
Aber wenn ich dann wieder zu Hause bin, dann denke ich darüber nicht mehr nach. Mein Leben hier bietet immer noch genau so viel Aufregung und Abenteuer wie damals das als „restless troubadour”. Und wie wahrscheinlich alle jungen Eltern fehlt mir nur manchmal etwas Zeit für mich selbst; dafür, einfach mal nur da zu sitzen und mal eine Stunde nur an die Wand zu gucken.

Kommen wir zu Deiner Musik: Das neue Album ist ja sehr akustisch und ruhig. Schaut man sich alle Alben an, dann wirkt es so, als ob Du immer wieder ein ruhiges akustisches mit einem „Pop”-Album abwechselst. Nimmst Du Dir das vor, oder passiert das einfach so?

Ja, da hast Du total Recht. Aber das ist nichts, was ich mir vornehme, das passiert einfach. Immer wenn ich etwas leiser und verschlossener war, fühlt es sich an, als müsste ich dann wieder etwas direkter werden – und umgekehrt.
In der Vergangenheit war das manchmal richtig schwierig: Viele Zuhörer mögen sehr, wenn ich alleine mit der Gitarre meine Geschichten erzähle. Und wieder andere, vielleicht besonders die zu Hause in Dänemark, mögen meine Lieder aus dem Radio und kommen zu den Konzerten mit der Band, um mitzusingen und zu feiern.
 Also versuche ich, beidem seinen Platz zu geben, es ist manchmal fast ein bisschen schizophren … (lacht)

Ich kann auch gut einen Abend in einem schönen, klassischen Theater alleine mit meiner Gitarre auftreten und für ein ruhiges Publikum spielen, das mir gut zuhört – und am nächsten Abend mit der Band in einem dreckigen Club. Und ich mag das! Ich nehme mir so das Beste aus beiden Welten.

Im Moment konzentriere ich mich aber hauptsächlich darauf, in ruhigen Shows meine Geschichten zu erzählen.

In den letzten Jahren hast Du ja auch meist zum Album erst eine Tour mit der Band gemacht, oft dann von einer intimeren Akustik-Tour gefolgt. Was werden wir auf der „Whispers”-Tour erleben?

Das habe ich ja eigentlich fast schon gesagt. Aber ausführlicher: Ich bin mit drei Musikern unterwegs: Dennis und Helgi, die mich ja schon seit vielen Jahren an der Gitarre, Klavier und Posaune begleiten. Außerdem ist noch eine Frau dabei, die auch singt und Percussion spielt. So werden wir eine ruhige, akustische Atmosphäre haben, können aber auch mal Gas geben, wenn es nötig ist.

Mir geht es viel um unsere Stimmen und darum, zusammen zu singen. Ich LIEBE es so sehr, mit Helgi zusammen zu singen und mit einer dritten Stimme dabei macht es noch mehr Spaß.

Wir werden natürlich die Songs von „Whispers” spielen aber mir ist auch immer bewusst, das die meisten Menschen auch kommen, um die alten Songs zu hören. Also spielen wir viele „Hits” und versuchen hauptsächlich, eine warme, gute Atmosphäre zu schaffen.

Deine Lieder wirken ja immer sehr persönlich; auf „Whispers” gibt es jetzt einige Lieder aus der Sicht eines Mannes. Wie schwer war der Perspektivwechsel?

Gar nicht! Ich habe gemerkt, dass die Themen in der Musik so allgemeingültig sind. Deswegen kann ich auch Lieder von Coldplay, Leonard Cohen oder Bob Dylan spielen und sie fühlen sich dabei an, als seien sie von mir.
Und so kann ich auch Lieder aus der Sicht eines Mannes schreiben, ohne dabei den Kontakt zu mir selbst zu verlieren. Es hat vielleicht ein bisschen dazu geführt, etwas einfacher zu schreiben und nicht so übermäßig gefühlsbetont, wenn Du verstehst was ich meine.

Eine Frage speziell für Deine deutschen Fans: Als Du letzten Herbst in Berlin warst, da schien es auf facebook so, als ob Du die Stadt wirklich mögen würdest. Könnte da ein Umzug nach Berlin eine Option sein?

Berlin ist einfach unglaublich! Und ja – wenn wir Island verlassen wollten, dann stünde Berlin definitiv weit oben auf der Liste. Helgi würde es auch lieben – er ist fast jeden Monat da, um an der Schaubühne zu arbeiten. Jetzt gerade beginnt er ein neues Projekt in Frankfurt, so dass ich auch diese Stadt vielleicht besser kennen lernen kann.
Aber so wie ich das sehe, hat Berlin wirklich alles, was man braucht.

Eine Frage zu Deinen Fans: Ich habe im Web einmal ein Video gesehen – ich glaube aus dem dänischen Frühstücksfernsehen – in dem ein Mädchen sich live ein paar Worte aus einem Text von Dir tätowieren ließ. Wie fühlt sich das für Dich an, wenn jemand Deine Worte in seiner Haut tragen möchte?

Das ist wirklich überwältigend, es ist fast nicht zu begreifen.
Wenn mir Menschen erzählen, was ihnen meine Lieder bedeuten oder wenn ihnen meine Musik in schweren Zeiten geholfen hat, dann denke ich immer, die meinen gar nicht mich – sie meinen die Musik. Und Musik, das ist etwas, was größer ist als ich. Die Musik, die wird dann dadurch zu etwas Besonderem, wenn sie sie so sehr aufnehmen und für sich zu etwas eigenem machen – verstehst Du was ich meine?

Aber natürlich macht es mich sehr stolz, wenn jemand meine Worte wie sein Motto für den Rest seines Lebens auf seinem Körper mit sich tragen möchte. Das ist wirklich sehr groß!

Zurück zur Musik: Was ist zuerst in Deinem Kopf, wenn Du ein neues Lied beginnst? Worte? Eine Melodie? Eine Stimmung? Was inspiriert Dich? Und: Ist die Arbeit an einem Soundtrack da anders? Und hat sich das über die Jahre geändert?

Als ich als Teenager Songs geschrieben habe, dann war es das Gefühl, das ich exakt in dem Moment hatte – ohne jeden Filter. Das hat sich schon etwas geändert und ich schreibe nicht mehr so viel über Gefühle, sondern eher über Gedanken und Ideen.

Am Anfang stehen normalerweise ein paar Worte, eine Idee eines Themas.
 Gleichzeitig habe ich Musik im Kopf und dann gibt es diesen Punkt, an dem sich Worte und Musik treffen und Bam!, dann ist es ein Song.

Einen Soundtrack zu schreiben IST anders, ja, und es ist wirklich unglaublich inspirierend. Du schreibst Deine Lieder in einen fertigen Kontext hinein – da sind schon alle diese Stimmungen und Geschichten, diese Menschen und Gefühle: Das ist wie ein Geschenketisch voll mit Dingen, über die man schreiben kann. Es ist eigentlich sehr befreiend!

Meine letzte Frage: Dave Grohl hat mal so etwas gesagt wie: „Wenn Du Deine Helden verstehen willst, dann frag sie nach ihren Helden”. Also: Wer sind denn Deine Helden? Wer hat Dich dazu gebracht, die Gitarre zu nehmen und mit dem Singen zu beginnen?

Ganz früher habe ich Popbands wie Wham oder Duran Duran gehört – aber gleichzeitig habe ich oft in der Plattensammlung meines Vaters gestöbert und habe mich den Singern/Songwritern, die ich da fand sehr verbunden gefühlt – Bob Dylan oder Donovan zum Beispiel. Da gab es einfach etwas wirklich besonderes, wenn mir eine Stimme und eine Gitarre Geschichten erzählten, so ehrlich und persönlich.

Dann hat Tracy Chapman ihr erstes Album veröffentlicht und es fühlte sich an, als hätte ich meine Seelenverwandte gefunden – und ich begann, Gitarre zu spielen und zu singen. Genauso wie sie: Ich wollte nur akustisch meine Geschichten erzählen.

Ich war mir sehr sicher, dass diese Leute irgendwie etwas wichtiges zu sagen hatten. Wichtiger als „Wake me up, before you go-go”.
So hat das alles angefangen …

Vielen Dank für Deine Zeit und für dieses Interview!



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Irgendwann 2009 sah ich im Fernsehen eine Übertragung eines Konzerts mit einer blonden Sängerin mit Gitarre und einem Posaunisten an der Seite. Ich bemerkte zwar sowohl die seltene Kombination als auch die tolle Stimme, zappte aber weiter. Was für ein Fehler. Kurz darauf trat Tina Dico bei „Inas Nacht” auf, ich suchte im Web nach mehr Musik, stieß auf das Roskilde-Video und wurde recht schnell zum Fan. Viele Konzerte und ein paar Jahre und Alben später entstand diese Website … mehr über diese Fan-Seiten lesen


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